Clubabend am 6.02.2025
Referent: Professor Dr. Christian Enzensberger
Prof. Enzensberger wurde in Simmerath geboren, lebt er heute mit seiner Familie In Gießen, arbeitet aber am Klinikum Aachen. Außerdem betreibt er in Aachen eine eigene Praxis für Prenatal-Untersuchungen.
Sein Forschungsschwerpunkt im Klinikum sind KI-unterstützte Untersuchungen, die er in seinem Vortrag in drei Bereiche gliedert:
- Geburtshilfe
Probleme treten häufig auf beim genauen Feststellen der tatsächlichen Schwangerschaftswoche, durch eine vorzeitige Öffnung des Muttermundes, durch eine Verkürzung des Gebärmutterhalses sowie durch unregelmäßige Herztöne des Kindes.
In diesen Punkten kann die KI durch eine sehr detaillierte und frühzeitige Bewertung die Beratung des Arztes deutlich verbessern. Beispielsweise kann die ungenaue Einstufung des Schwangerschafts-Starts zu vermeidbaren Frühgeburten führen.
- Ultraschall-Überwachung
Herr Professor Enzensberger arbeite mit Herstellern KI-gestützter Überwachungsgeräte zusammen, stellt eigene Untersuchungsergebnisse für das „Training“ der KI zur Verfügung und testet auch Geräte.
Schon in den ersten zehn Schwangerschaftswochen können Untersuchungen durchgeführt und bewertet werden, die bei herkömmlichen Verfahren erst deutlich später möglich sind.
Außerdem ist die Qualität der entstehenden Ultraschallbilder so gut, dass selbst erfahrene Ärzte unseres Clubs begeistert waren.
Die KI-Systeme arbeiten bei guten Vorgaben weitestgehend autonom.
Der Arzt wird – wiederum autonom – nur in wenigen Zweifelfällen und bei speziellen Detailfragen eingebunden.
- Wachstumsstörungen
Die KI kann – anders als viele Ärzte – anhand vorgegebener Untersuchungsschritte sehr früh und sehr genau das Alter des Embryos feststellen.
So können alle Aspekte, die damit zusammenhängen, z.B. der Wachstumsstand, irgendwelche Schäden oder Fehlbildungen, sehr viel besser als bisher, bewertet werden. Auch diese Bewertungen nimmt das System teilweise selbstständig vor.
Die frühe Erkenntnis über Schäden des Embryos lässt einerseits, soweit möglich, Behandlungsverfahren noch im Mutterleib zu und sichert damit dem Kind später bessere Lebenschancen.
Andererseits werden aber Eltern sehr früh und sehr detailliert über irreparable Schäden informiert und müssen dann entscheiden, wie sie sich verhalten wollen – z.B. bezogen auf Schwangerschaftsabbrüchen.
Genau dieser Aspekt spielt später in der Diskussion eine große Rolle.
Die KI-gestützten Systeme sind wesentlich kleiner, als herkömmliche Anlagen und können daher dezentral eingesetzt werden. Besonders in dünn besiedelten Gebieten, insbesondere aber in Entwicklungsländern kann dies zu einer deutlichen Verbesserung der Behandlungsqualität führen. Da die KI auf medizinische Bewertungen „trainiert“ wird, können die Untersuchungen sogar ohne Arzt von fachkundigem medizinischem Personal durchgeführt werden.
Obwohl alle Teilnehmer schon von der vorgestellten, technischen Entwicklung zutiefst beeindruckt (oder besorgt) waren, kündigte Herr Professor Enzensberger für die nächsten fünf Jahre eine „Explosion der Möglichkeiten“ an.
Karl Rambadt